1923 als „Erste n.oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft“ vom späteren Landeshauptmann Josef Reither gegründet, feiert die heutige Niederösterreichische Versicherung 2023 ihr 100-Jahr-Jubiläum.
1897, also schon 26 Jahre vor der offiziellen Gründung der Niederösterreichischen Versicherung 1923, hegte die niederösterreichische Landesregierung des Wunsch, eine Feuerversicherung zu etablieren.
Eine Erfolgsgeschichte hat begonnen.
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Die niederösterreichische Landesregierung hegte schon lange den Wunsch, eine Feuerversicherung zu etablieren. Mit der Gründung der „N. Ö. Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt“, der Vorgängerin der heutigen Niederösterreichischen Versicherung, wurde diesem Bedürfnis entsprochen.Bildinformation: Dr. Albert Gessman
Am 1. Dezember 1897 nahm die N. Ö. Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt ihre Tätigkeit auf. Sie war eine von fünf neu errichteten Landesversicherungsanstalten, die sich unterschiedlichen Schwerpunkten widmeten. Als ihr Gründer gilt Dr. Albert Gessmann, der den entscheidenden Gesetzesantrag einbrachte. Der Versicherung lag eine starke sozialpolitische Strategie zugrunde, so sollten auch objektiv ungünstigere Risiken, die von anderen Versicherungsanstalten abgelehnt worden waren, übernommen werden, um so den wirtschaftlich schwächeren Teilen der Landesbevölkerung den Schutz ihres Eigentums zu ermöglichen.
Der Erste Weltkrieg bedeutete einen massiven wirtschaftlichen Einbruch und ein jähes Ende für die positive Entwicklung der Versicherung.Bildinformation: Eine Werbeanzeige aus der Nachkriegszeit ruft die Bauern dazu auf, die Städte mit Lebensmitteln zu versorgen.
Zu Kriegsende war der finanzielle Rückhalt ausgehöhlt, die hohe Inflation, die galoppierenden Lohn- und Preissteigerungen sowie auch die vielen Schäden brachten die Versicherung an den Rand ihrer Existenz. Im Land machte sich enorme Arbeitslosigkeit bemerkbar und die Bevölkerung litt Hunger.
Aus Anlass der Trennung der Bundesländer Wien und Niederösterreich wurde beschlossen, die N. Ö. Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt aufzulassen. Der Handlungsbedarf war groß.Bildinformation: Landwirtinnen und Landwirte bei der Heuernte
Vertreter der niederösterreichischen Landwirtschaft machten sich dafür stark, den Geschäftsstock der N. Ö. Landes-Brandschadenanstalt in einem neu zu gründenden Institut weiterzuführen. Es war dabei insbesondere die 1922 gegründete Landes-Landwirtschaftskammer, die sich diesem Vorhaben annahm und als Hauptaktionärin fungierte. So sollten die Versicherungsinteressen der bäuerlichen Bevölkerung stärkere Berücksichtigung finden, denen insbesondere der Schutz ihrer Höfe vor Brandschäden am Herzen lag.
Die Bemühungen der landwirtschaftlichen Funktionäre waren erfolgreich. Am 15. Jänner 1923 nahm die Erste n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft unter der Leitung von Josef Reither ihre Tätigkeit auf.Bildinformation: Josef Reither
Der christlich-soziale Politiker Josef Reither war als Vizepräsident der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer und damit als Vertreter der Hauptaktionärin der Versicherung der logische Kandidat für die Geschäftsleitung. Reither sollte die Entwicklung der Versicherung bis zu seinem Tod im Jahr 1950 maßgeblich prägen.
Die Herrengasse 19, eine bekannte Wiener Adresse, sollte viele Jahrzehnte der Sitz der Versicherungsgesellschaft sein.Bildinformation: Das opulente Eingangsportal der Herrengasse 19
Die Erste n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft war anfänglich bei ihrer Hauptaktionärin, der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, untergebracht. Ein Jahr nach der Gründung war es ihr möglich, ein eigenes Objekt zu erwerben. Das berühmte Palais Batthyány, das auch als Hotel Klomser bekannt ist, wurde zum neuen Sitz auserkoren. Der Standort hatte einige Jahre zuvor traurige Berühmtheit erlangt. So beging der k. u. k. Nachrichtenoffizier Oberst Redl in diesem Hotel Selbstmord, nachdem seine Spionagetätigkeit aufgeflogen war.
Ein Kunde bedankt sich in einer Zeitungsaussendung bei der Versicherung, 1924: „Dieses große Unglück [ein Brand am 28. September 1924] hat die ‚Erste n.-ö. Brandschaden-Versicherung-A.G.‘ (Kammeranstalt) durch die äußerst rasche, korrekte Schadenschätzung sowie prompte Auszahlung der Vergütungssumme bedeutend gemildert. Ich kann daher unseren Landleuten genannte Anstalt, welcher ich zugleich meinen herzlichsten Dank ausspreche, wärmstens empfehlen.“ (Quelle: Danksagung, in: Der Bauernbündler, 1. November 1924, 5, 05.12.2022)
Als Folge der Weltwirtschaftskrise von 1929 kämpfte die Landwirtschaft mit massiven Absatzproblemen. Um die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrem Existenzkampf zu unterstützen, führte die Versicherung in den 1930er-Jahren Prämiennachlässe ein.Bildinformation: Dr. Engelbert Dollfuß, Josef Reither und Kurt Schuschnigg bei einer Kundgebung der Vaterländischen Front in Tulln
Da der Versicherung ein starkes christlich-soziales Fundament zugrunde lag und Dr. Engelbert Dollfuß seit 1929 im Verwaltungsrat der Versicherung vertreten war, hatte sie in den politischen Unruhen dieser Zeit keine Einschränkungen zu befürchten. Die Funktionäre der Versicherung, allen voran Josef Reither, der in den 1930er-Jahren Landeshauptmann von Niederösterreich war, pflegten zudem eine enge Zusammenarbeit mit den Führungspersönlichkeiten.
Der erste Direktor der Versicherung, Ludwig Luft, verdeutlicht die Notwendigkeit und den Zweck einer Versicherung, 1930:
„Wer je Gelegenheit hatte, aus eigener Anschauung zu erkennen, wie eng der Landwirt mit Grund und Boden, mit Haus und Hof verwachsen ist, wie diese förmlich einen Teil seines ‚Ich‘ bilden, wird begreifen, daß die Erhaltung seines Besitzes ihn immer auf die Abwehr aller schädigenden Ereignisse und ihrer Folgen bedacht sein läßt. […] Durch ein Schadenfeuer kann der Bauer in wenigen Stunden Hab und Gut verlieren und zum Bettler werden. Und nur in den seltensten Fällen wird ihm der Wiederaufbau aus eigenen Mitteln möglich sein; gerade das Zerstörte war ja sein einziger Besitz. Was dem einzelnen schwer oder unmöglich ist, das kann der Zusammenschluß mehrerer oder vieler erreichen.“
(Quelle: Ludwig Luft, Die Feuerversicherungsanstalt niederösterreichischer Landwirte, in: Niederösterreichische Landesregierung, Hg., Das Bundesland Niederösterreich. Seine verfassungsrechtliche, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung im ersten Jahrzehnt des Bestandes, 1920-1930, Wien 1930, 282-284, hier 282.)
Als Folge des „Anschlusses“ an Deutschland wurden bisherige, nicht regimetreue Funktionäre der Ersten n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft entlassen, oder waren Repressalien ausgesetzt. Der Verwaltungsrat sowie auch der Aufsichtsrat der Versicherung wurden neu bestellt und mit Personen, die dem NS-Regime genehm waren, besetzt. Neuer Generaldirektor wurde daher DDr. Norbert Zimmer.
An der Spitze des Aufsichtsrates stand der systemtreue Anton Reinthaller. Im Zuge der „NS-Gleichschaltung“ wurden verschiedene Maßnahmen zugunsten der „Gefolgschaftsmitglieder“ erlassen. Diese sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Versicherung wohlgesonnen gegenüber dem neuen Regime stimmen. Dazu zählten etwa die Schaffung einer Betriebs-Sportgemeinschaft, die Erhöhung von Haushalts- und Kinderzulagen, die Etablierung einer Betriebsküche, die Motorisierung des Außendienstes, die moderne Ausgestaltung der Büroräume usw.
Der Verwaltungsrat der Versicherung bezieht Stellung zu den Maßnahmen infolge des Phönix-Skandals, 1936:
„Die Versicherungswirtschaft Österreichs konnte die Stürme der schweren Nachkriegszeit [Anm. Erster Weltkrieg] gesund überwinden. Wir sind uns gleich vielen anderen Versicherern Österreichs stets des Wertes der Vertragstreue, der peinlichsten Einhaltung aller Vertragsverpflichtungen und der getreuen Verwaltung der uns anvertrauten Gelder bewusst gewesen und haben dieses Ziel der hohen Verantwortung nie aus dem Auge verloren und wollen es auch stets als den obersten Hort unserer Geschäftsführung ansehen. Die durch die Phönix-Gesetze bereits auferlegten und noch vorgesehenen Opfer aber erfüllen uns mit schwerer Sorge und lassen in uns Befürchtungen aufkommen, die – wenn sie sich bewahrheiten sollten – die Beeinträchtigung des vorerwähnten Zieles mit sich bringen könnten.“
(Quelle: Historisches Archiv der Niederösterreichischen Versicherung, Fasz. Gründung der „Brandschaden“, Schreiben an die hohe Bundesregierung Österreichs bzgl. Lösung des Phönix-Problems, Juli 1936.)
Als Folge der Anpassungen an das nationalsozialistische Deutschland wurde das Grundkapital der Versicherung auf Reichsmark umgestellt. Wie die Aktie verdeutlicht, konnte das Versicherungsinstitut – obwohl der Begriff „Niederösterreich“ aus dem Sprachgebrauch verdrängt wurde – an ihrem angestammten Firmenwortlaut festhalten.
Die bisherigen Aktionäre, die Niederösterreichische Landes-Landwirtschaftskammer sowie die Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer, wurden durch zwei neue Aktionäre, nämlich durch den „Reichsnährstand“ sowie durch die „Ostmark“ Versicherungsaktiengesellschaft ersetzt.
Das Hollerith-Lochkartensystem veränderte das Versicherungsgeschäft maßgeblich und bedeutete einen ersten Schritt in Richtung Mechanisierung und Rationalisierung von Arbeitsschritten.Bildinformation: Eine Lochkarte wird erstellt.
Die Tarifeure berechneten zunächst mit einer einfachen Rechenmaschine die Polizzen, die in der Folge in der Schreibstube geschrieben wurden. Dann kam die Polizze in die Hollerith-Abteilung, wo deren wichtigste Daten via Lochcode-System auf Lochkarten übertragen wurde. Die Lochkarten waren somit die ersten Datenträger. Für das Versicherungsgeschäft war das ein bedeutendes Novum. Die Erste n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft griff früh diese Innovation auf, so war sie das zweite Versicherungsunternehmen, das dieses technische System in Österreich einführte.
Das Geschäftsfeld, das traditionell auf der Feuerversicherung beruhte, fand durch die Aufnahme weiterer Versicherungssparten erstmals eine Erweiterung.
Als neue Versicherungssparten kamen in diesem Jahr die Einbruchdiebstahl-Versicherung, die Leitungswasserschaden-Versicherung, die Maschinen-Versicherung und die Sturmschaden-Versicherung hinzu. Das Hauptklientel bildeten weiterhin die niederösterreichischen Landwirtinnen und Landwirte.
Beschädigte Gebäude, eingeschränkter Post- und Bahnverkehr, Kontosperren, die Besatzung Niederösterreichs durch die Sowjetunion und gravierende Personalprobleme bedeuteten eine große Herausforderung bei der Wiederaufnahme des Versicherungsbetriebes nach Kriegsende.Bildinformation: Josef Sebera
Noch im April 1945 wurde der Versicherungsfachmann Josef Sebera in die Erste n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft geholt und zum provisorischen Direktor ernannt. Zu seinen dringendsten Aufgaben zählte die Wiederaufnahme eines geregelten Geschäftsbetriebes, die Anpassung der Versicherungswerte an die eingetretenen Wertverhältnisse, die Einführung weiterer Versicherungssparten und die Aufstockung des Personalstandes. Bis in die frühen 1970er-Jahre sollte der verdienstvolle und engagierte Josef Sebera an der Spitze der Versicherung stehen.
In Anbetracht der wirtschaftlich prekären Nachkriegsverhältnisse, der sowjetischen Besatzung und auch wegen der Versicherungsmüdigkeit der Menschen war es zunächst schwer, Menschen zum Abschluss einer Versicherung zu motivieren.Bildinformation: Mit dem Staatsvertrag endet 1955 die alliierte Besatzung Österreichs.
Erst mit dem Abschluss des Staatsvertrages und dem Abzug der Besatzungsmächte konnte das Land Niederösterreich an jenen Aufwärtstrend anschließen, der in den westlichen Bundesländern schon in den Jahren zuvor gelungen war. Das bedeutete auch für die Erste n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft einen positiven Aufwärtstrend und erheblichen Bedeutungszuwachs.
Die Versicherung in der Aufwärtsentwicklung, 1955:
„Erst im Jahre 1950, also zu einer Zeit, wo in anderen Bundesländern der Aufstieg bereits im vollen Gange war, konnte unser Institut durch die gegebenen Verhältnisse im Lande Niederösterreich größere Erfolge erzielen und sich dieser Aufwärtsentwicklung anschließen. Ende 1954 waren wir soweit, daß unsere Gesellschaft wieder als konsolidiert und als Muster eines gut organisierten Mittelbetriebes gelten konnte.“
(Quelle: Historisches Archiv der Niederösterreichischen Versicherung, Schillingseröffnungsbilanz zum 1. Jänner 1955 und Jahresabschluß für das Geschäftsjahr 1955, 9-10.)
Die zunehmende Geschäftstätigkeit steigerte auch die Ansprüche an die Versicherungszentrale.
Das denkmalgeschützte Objekt in der Wiener Herrengasse wurde nach mehrjähriger Renovierung 1960 feierlich wiedereröffnet. Doch schon bald sollte sich das Gebäude angesichts der zunehmenden Geschäftstätigkeit der Versicherung als zu klein erweisen. Nach hartnäckigen Bemühungen gelang es, das Nebengebäude, Herrengasse 21, zu erwerben. Damit bot die Zentrale dem expandierenden Unternehmen nun genügend Platz, um allen Geschäften ordnungsgemäß nachkommen zu können.
Nach rund drei Jahrzehnten wurde das Hollerith-System durch eine moderne Anlage abgelöst. Mit der Inbetriebnahme einer Siemens 4004 hielt die elektronische Datenverarbeitung Einzug in der Ersten n. oe. Brandschaden-Versicherungsaktiengesellschaft.Bildinformation: Blick auf einen Teil der Datenverarbeitungsanlage einer Siemens 4004.
Einer der wenigen Mitarbeiter, der damals in der Versicherung in der elektronischen Datenverarbeitung tätig war, war Werner Blach. Der ausgebildete Programmierer war schon 1967 zur Versicherung gekommen. Bei der Installation der neuen Siemens-Anlage in den 1970er-Jahren spielte er eine bedeutende Rolle. Mit dieser Anlage wurde nun auch erstmals mit Computerbildschirmen in der Versicherung gearbeitet.
Ein Außendienstmitarbeiter schreibt von den Herausforderungen des autofreien Tages, der als Folge des Ölpreisschocks von 1973 in Österreich eingeführt wurde, 1974: „Ich habe eine Sondergenehmigung für alle Fahrten im Bez. Persenbeug erhalten. Ich kann daher an Montagen nicht in die Gemeinden Artstetten und Münichreith, sowie nach Pöggstall zu KFZ-Anmeldungen. Außerdem kann ich an Montagen nicht zum Schadensschnelldienst nach Melk oder nach Spitz zu den Gruppenbesprechungen fahren. Mit einer erweiterten Bestätigung für die Bezirke Pöggstall, Melk und Spitz wäre es mir vielleicht möglich, die Sondergenehmigung auch für diese Bezirke zu erhalten. […] Ich ersuche, wenn es von der Firma als notwendig angesehen wird, um Ausstellung einer neuen Bestätigung.“
(Quelle: Historisches Archiv der Niederösterreichischen Versicherung, Fasz. Ordner Niederösterreichische Versicherung Privat ab 1.6.1966 (3), Ansuchen um Ausstellung einer Bestätigung für Erhalt einer Sondergenehmigung bzgl. „autofreier Tag“, 21.01.1974.)
Josef Sebera verstarb zwei Jahre nach seiner Pensionierung völlig unerwartet. Ihm zu Ehren wurde eine Auszeichnung für besonders verdiente Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gestiftet.Bildinformation: Der Josef Sebera-Ring, eine hohe Auszeichnung für den Außendienst der Niederösterreichischen Versicherung.
Überdurchschnittlich fleißige und diensteifrige Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die sich um die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens besonders verdient machen und eine große Vorbildwirkung auf ihre Kolleginnen und Kollegen haben, sollen mit dieser Auszeichnung geehrt werden. Der Josef Sebera-Ring, der einmal im Jahr vergeben wird, genießt eine hohe Anerkennung und Wertschätzung im Haus. Seit 1988 treffen sich die Ring-Träger einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Treffen. Nach Karl Hof und Ernst Hauck übernahm Gottfried Zelenka im Jahr 2020 die Organisation dieser Treffen. Mittlerweile ist der Josef Sebera-Club eine Gemeinschaft, in der sich viele Freundschaften entwickelt haben.
Der neue Firmenname „Die Niederösterreichische“ findet Einzug in der Versicherung und steht synonym für Veränderungen in der Versicherung.Bildinformation: Eine Anzeige der Niederösterreichischen Versicherung im Finanz-Compass.
In den 1960er- und 1970er-Jahren war die Versicherung stets bemüht, weitere Versicherungssparten aufzunehmen, um so den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden ganzheitlich gerecht werden zu können. Das einstige Spezialinstitut im Bereich der Feuerversicherung entwickelte sich so zunehmend zu einem Vielspartenversicherer. Dieser Wandel sollte auch im Firmenwortlaut zum Ausdruck kommen, weshalb man sich für eine Umbenennung in „Die Niederösterreichische“ entschied.
Ein Außendienstmitarbeiter bittet die Versicherung um Unterstützung angesichts der hohen Telefonspesen, 1977:
„Wie der Direktion bekannt ist, habe ich für meine Tätigkeit als Außenbeamter zuhause ein eigenes Büro eingerichtet. Ich bin nämlich der Auffassung, daß ein tüchtiger Außendienstmitarbeiter jederzeit für seine Kunden erreichbar sein soll. Das Büro in der BBK Persenbeug benütze ich nur bei meinen Sprechtagen. Meine Kunden kommen ohnehin alle zu mir nachhause und werden entweder von mir, oder wenn ich im Außendienst bin, von meiner Gattin betreut. Es ergeben sich aber dadurch viele Telefonate, die ich gleich von zuhause durchführen muß. […] Dadurch sind aber meine Telefongebühren für mein Privattelefon derart hoch, daß ich sie in Zukunft nicht mehr alleine tragen kann. […] Ich trage daher die Bitte an die Direktion heran, meine Telefonkosten im Dienst der NÖ. Brandschadenversicherung zu übernehmen.“
(Quelle: Historisches Archiv der Niederösterreichischen Versicherung, Fasz. Ordner Niederösterreichische Versicherung Privat ab 1.6.1966 (3), Ansuchen eines Außendienstmitarbeiters um Gewährung einer Vergütung für die Kosten meines Telefons für Dienstgespräche von Zuhause, 18.01.1977.)
Die Aufnahme der Lebensversicherung ist ein zentraler Meilenstein in der Geschichte der Niederösterreichischen Versicherung.
Mit Erlass des Bundesministeriums für Finanzen am 31. März 1982 war es geschafft: die Versicherung erhielt die Berechtigung zur Aufnahme der Lebensversicherung. Ein jahrzehntelanger Prozess der Spartenerweiterung wurde damit abgeschlossen. Aus der Sachversicherung mit Fokus auf Feuerschäden wurde eine starke Universalversicherung.
Die Versicherung bezieht in ihrem 60. Jubiläumsjahr ihren neuen Sitz an der Roßauer Lände.Bildinformation: Der neue Firmensitz der Niederösterreichischen Versicherung an der Roßauer Lände.
Schon Mitte der 1970er-Jahre zeichnete sich ab, dass ein Wechsel des Firmensitzes notwendig ist. Die jahrelange Grundstückssuche war mit dem Erwerb des Areals auf der Roßauer Lände 47-49 schließlich erfolgreich. Nach Abtragung der abbruchreifen Gebäude konnte im Juli 1980 der Spatenstich erfolgen. Schon zweieinhalb Jahre später erfolgte die Übersiedlung in die neue Zentrale. Mit namhaften Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik konnte im selben Jahr auch das 60-jährige Bestehen der Versicherung gefeiert werden.
Werner Blach über die ersten Laptops im Außendienst, 1983:
„Wir versuchten laufend, die technischen Lösungen für den Innen- und Außendienst weiterzuentwickeln. 1983 führten wir für den Außendienst einen mobilen PC ein. Es handelte sich dabei um einen Koffer, in dem sich ein Rechner und ein Drucker befanden. Da dieser Koffer jedoch sehr schwer war, fand er nur geringen Anklang bei den Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern und wurde hämisch als ‚Schlepptop‘ bezeichnet.“
(Quelle: Werner Blach, 24. Oktober 2022)
Die neuen Firmenfarben gelb und blau verdeutlichen die Nähe zu Niederösterreich, dem Kerngebiet der Versicherung.Bildinformation: Thomas Sykora, der Gewinner der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Nagano im Jahr 1998 konnte als Werbepartner für die Niederösterreichische Versicherung gewonnen werden.
Mit zahlreichen Werbelinien und einem verstärkten Augenmerk auf der Öffentlichkeitsarbeit versuchte die Versicherung, die neue Erscheinungsform in der Bevölkerung zu verankern. Seit Jahrzehnten übernimmt die Niederösterreichische Verantwortung im Land und unterstützt verschiedene kulturelle und sportliche Veranstaltungen. 1998 wurde etwa auch der Skifahrer Thomas Sykora als Werbepartner für die Versicherung gewonnen.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt an der Traisen von einer Provinzstadt zur starken Landeshauptstadt mit Strahlkraft. Immer mehr niederösterreichische Institutionen und Unternehmen fanden ihren Weg in die Landeshauptstadt, so auch die Niederösterreichische Versicherung.
Nach der niederösterreichischen Landesregierung und der Landwirtschaftskammer fasste auch die Niederösterreichische Versicherung den Entschluss, in die niederösterreichische Landeshauptstadt zu übersiedeln. So wurde in den frühen 2000er-Jahren der Bau einer neuen Zentrale in Angriff genommen, die bereits 2007 bezogen werden konnte. Als begleitende Maßnahme wurde ein Übersiedlungspaket geschnürt, mit dem beispielsweise zeitliche Mehraufwände der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infolge längerer Anfahrtswege abgefedert werden konnten.
Im Juni übernahmen Generaldirektor Dr. Hubert Schultes und Vorstandsdirektor Mag. Bernhard Lackner die Leitung der Versicherung. Unter dem neuen Motto „Mehr miteinander, miteinander mehr“ stärkten sie den Zusammenhalt unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und förderten die Entwicklung der Versicherung zu einem modernen Unternehmen.
Dr. Hubert Schultes und Mag. Bernhard Lackner konnten bereits auf jahrzehntelange Erfahrungen in der Versicherungsbranche zurückblicken, ehe sie im Juni 2008 die Leitung der Niederösterreichischen Versicherung übernahmen. Trotz der Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise gelang es ihnen in den folgenden Jahren, die Modernisierung und Digitalisierung der Versicherung voranzutreiben. So wurde unter ihrer Führung der Vertrieb aufgestockt, das Eigenkapital erhöht, die Umsätze kontinuierlich gesteigert und die regionale Präsenz weiter ausgebaut. Zudem stärkten sie den Zusammenhalt unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - es sollten alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Mit der Etablierung der Mitarbeiterzeitung im selben Jahr förderten sie die interne Kommunikation und begründeten eine wichtige Plattform zum gegenseitigen Austausch.
Die Niederösterreichische Versicherung entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Unterstützerin zahlreicher Kulturprojekte mit Schwerpunkt auf Musik- und Theaterproduktionen. Mit der Gründung der NV Art Foundation wurde das kulturelle Engagement auch auf die Bildende Kunst ausgeweitet.
Im Jahr 2009 beschloss die Niederösterreichische Versicherung, die NV Art Foundation zu gründen. Es sollte im Zuge dessen eine umfassende NV-Kunstsammlung angelegt werden, in die sowohl Bilder von arrivierten als auch von noch unbekannten Künstlerinnen und Künstlern angekauft werden sollten. Dazu wurde eine Fachkommission aus Expertinnen und Experten der Kunstszene gebildet, die die Versicherung seither bei der Auswahl der Kunstwerke unterstützt. Die hochkarätigen Bilder werden der Belegschaft sowie Besucherinnen und Besuchern im Rahmen von wechselnden Ausstellungen präsentiert, zudem zieren sie die Büros in der Zentrale.
Teil des allgemeinen Modernisierungsprozesses war die Etablierung einer neuen Werbelinie. Mit dem Slogan „Wir schaffen das“ gab die Versicherung ein direktes Versprechen für die Kundinnen und Kunden ab.
Die Versicherung setzte sich im Vorfeld der Werbelinie intensiv mit den Wünschen und Sorgen ihrer Kundinnen und Kunden auseinander. Es zeigte sich, dass deren Bedürfnisse ganz unterschiedlich sind, nicht zuletzt auch aufgrund der verschiedenen Altersgruppen. Die Niederösterreichische Versicherung wollte daher mit dieser Werbelinie verdeutlichen, dass sie in allen Lebenslagen unterstützend zur Stelle ist. Zugleich sollte auch das Gefühl vermittelt werden, dass die Versicherung nicht erst im Schadensfall tätig wird, sondern schon im Vorfeld Wünsche ermöglichen und Sorgen abnehmen möchte.
Die Einführung des Verkaufsprozesses Neu bedeutete eine wesentliche Zäsur in der Geschichte der Niederösterreichischen Versicherung. Nicht zuletzt reagiert die NV damit auch auf geänderte rechtliche Rahmenbedingungen.
Im Rahmen des Verkaufsprozesses Neu, der im Oktober 2018 im Vertrieb eingeführt wurde, wurde seitens der IT ein neues Vertriebscockpit und ein neues Offertprogramm, das Offert 3.0, entwickelt. Dieses System, das von der hausinternen IT entwickelt wurde, ist online verfügbar, webbasiert und geräteunabhängig einsetzbar. Zu den bedeutendsten Tools, die im Laufe der Folgejahre weiterentwickelt wurden, zählen etwa die Durchführung von Risikoanalysen, die automatische Polizzierung, die Erstellung von To-Do-Listen für den Außendienst als unterstützendes Organisationsinstrument und die Einführung der digitalen Unterschrift. Die Versicherung stattete die Vertriebsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zudem mit neuen Laptops aus und startete Technik-Schulungen, um sie in das neue System einzuführen.
In der Aufsichtsratssitzung vom 25.9.2018 wurde Dipl.Ing. Christian Freibauer, MBA mit Wirkung zum 1.1.2019 zum Vorstand der NV bestellt.
Er wird für die Ressorts
verantwortlich sein.
Angesichts der globalen COVID-19-Pandemie mussten neue Wege und Möglichkeiten gefunden werden, um den Versicherungsbetrieb aufrecht zu halten.
Die Gesundheitskrise veränderte das Leben schlagartig. Weltweite Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen und die Furcht vor dem neuartigen Virus beherrschten alle Lebensbereiche. Social Distancing wurde zum wirksamsten Instrument in der Eindämmung der Erkrankung. Für das Arbeitsleben bedeutete dies einschneidende Änderungen und der Handlungsbedarf in den Unternehmen war groß. Es gelang der Niederösterreichischen Versicherung, innerhalb von einer Woche sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit mobilen Geräten für das Homeoffice auszustatten. Darüber hinaus wurden Kundenbüros als Arbeitsräume zur Verfügung gestellt, wo sämtliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Dank dieser Maßnahmen war es der Niederösterreichischen Versicherung möglich, ihren Betrieb weitgehend ungehindert fortzusetzen.
Nach fast fünfzehn Jahren legte Dr. Hubert Schultes seine Agenden in der Niederösterreichischen Versicherung zurück. Es bleibt ein gut bestelltes Haus, das von einem dreiköpfigen Vorstand weitergeführt wird.
Mag. Stefan Jauk trat im September 2021 die Nachfolge von Schultes an. Gemeinsam mit Mag. Bernhard Lackner und DI Christian Freibauer, MBA, steht damit ein dreiköpfiges Manager-Team mit umfassender Erfahrung an der Spitze der Niederösterreichischen Versicherung. Trotz der herausfordernden Umstände infolge der COVID-Pandemie konnte die Versicherung hervorragende Vertriebszahlen verzeichnen. Damit war ein erfolgreicher Start der neuen Leitung geglückt.
Im Jänner 2023 feiert die Niederösterreichische Versicherung ihr 100-jähriges Bestehen. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen der Gegenwart, wie der Wirtschafts-, Energie- und Umweltkrise, den Nachwirkungen der Pandemie und der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine sehen wir im Jubiläumsjahr großen Aufgaben entgegen. Der Blick auf die 100-jährige Geschichte verdeutlicht, dass die Niederösterreichische Versicherung schon mehrfach unter Beweis gestellt hat, schwierige Situationen zu meistern und es ihr immer gelungen ist, sich auf geänderte Verhältnisse und Anforderungen einzustellen.
Das heurige Jubiläum gibt Anlass, mit Stolz auf eine langjährige Erfolgsgeschichte zu blicken und gleichzeitig alles nötige zu tun, um die NV in eine sichere, weiterhin erfolgreiche Zukunft zu führen.
Verantwortung, Vertrauen, Zusammenhalt, das sind unsere Werte – damals wie heute!